Die Hauptstadtregion genießt als führender Standort der Digital- und Medienwirtschaft weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Als kreatives Zentrum ist sie ein Magnet für internationale Top-Talente, die von dem kulturellen Angebot, gelebter Vielfalt und Toleranz sowie vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten angezogen werden. Von diesen guten Voraussetzungen profitiert auch das breit aufgestellte Ökosystem der hiesigen Games-Branche:  Regionale Unternehmen expandieren und internationale Akteure siedeln sich mit ihren Niederlassungen an. So werden qualifizierte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Games-spezifische Veranstaltungen wie die gamesweekberlin, das Netzwerk medianet berlinbrandenburg oder kulturelle Institutionen wie das Computerspielemuseum betonen die Vielfalt und Kreativität der Games-Branche und bereichern mit ihren Angeboten das Leben in der Hauptstadt deutlich.

Computer- und Videospiele sind damit Kulturgut, Wirtschaftsfaktor und Innovationsmotor. Die Games-Branche ist führend in der Entwicklung und Anwendung von innovativen Technologien (Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realität), schafft Transfer-Effekte in andere Wirtschaftssektoren und vermittelt Wissen sowie Kompetenzen interaktiv und unterhaltsam. Eine starke Games-Branche leistet damit einen wichtigen Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft.

Diese großen Potenziale kann die Games-Branche in Berlin bislang nicht vollumfänglich entfalten. Gemeinsam mit den regionalen Akteuren setzen wir uns deshalb für die umfassende Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Games-Standort der Hauptstadtregion ein, der einer der attraktivsten für die Games-Entwicklung weltweit werden könnte. Unsere vier wichtigsten Forderungen sind:

Starkes Standort-Marketing für Berlin-Brandenburg als Games-Standort

Trotz der zahlreichen Stärken bleibt die Hauptstadtregion in Bezug auf die Rahmenbedingungen für die Games-Branche derzeit noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Vergleich mit anderen Standorten in Deutschland, Europa und der Welt zeigt, dass die großen Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft sind und die Branche deutlich wachsen könnte. In Deutschland sind andere Bundesländer längst dabei, Berlin-Brandenburg abzuhängen – allen voran Bayern und Nordrhein-Westfalen. Dabei müsste sich insbesondere die Hauptstadtregion aufgrund ihrer guten Voraussetzungen an europäischen Games-Metropolen wie London, Paris, Stockholm und Helsinki oder an den nordamerikanischen Entwickler-Hochburgen messen lassen. Um in diesem internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig sein zu können, ist ein starkes Standort-Marketing unerlässlich.

Die Hauptstadtregion muss eine aktive Führungsrolle in der strategischen Positionierung und Entwicklung der Games-Branche einnehmen. Es gilt, gezielte Maßnahmen für den Games-Standort zu entwickeln und umzusetzen. Denn eine gezielte Förderung der Branche würde die Hebeleffekte maximieren. Die Unterstützung von Leuchtturm-Projekten mit internationaler Strahlkraft (beispielsweise die gamesweekberlin, A MAZE Festival, die Internationale Computerspielesammlung, das House of Games und der Deutsche Computerspielpreis (DCP)) würde die Attraktivität des Standortes unterstreichen, weltweit Fachkräfte sowie Investoren anwerben und die Erreichung strategischer Ziele ermöglichen. Daher fordern wir zum einen relevante Mittel für ein Standort-Marketing, das weit über eine Webseite (www.gamescapital.berlin) hinausgehen und auch personell und finanziell nachhaltig ausgestattet sein muss.

 

Politik und Verwaltung sollten ausreichend personelle Ressourcen für die regionale Games-Branche zur Verfügung stellen. Es braucht einen klaren Ansprechpartner, der die Entwicklung gezielt vorantreibt und eine zentrale Übersicht zu den verschiedenen Ansprechpartnern, Unternehmen, Institutionen und Vorhaben bündelt.

House of Games – Der Games-Leuchtturm in Berlin und Deutschland

Berlin ist ein herausragender Standort für die Games-Branche. Viele Unternehmen und Institutionen für digitale Spiele sowie mit Games verbundenen Dienstleistungen, Events und Initiativen haben sich in Berlin angesiedelt oder hier gegründet. Die Games-Branche prägt Berlin mit seinen Standortfaktoren: Hier wird Diversität und Internationalität gelebt. Es werden Trends gesetzt im Spannungsfeld von Mediendesign, Hochtechnologie und direkten Kontakt mit Communities. Durch die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Administration und Politik soll nun mit einem House of Games ein deutschlandweit und weltweit strahlender Leuchtturm geschaffen werden. Unter einem Dach entsteht ein Knotenpunkt für die Games-Branche mit Zugang zu zentralen Institutionen und Services der Branche, mit Flächen für Unternehmen und einem Games-Hub insbesondere für junge und kleine Unternehmen, sowie kulturellen Angeboten. Erste Initiativpartner arbeiten bereits an einer Umsetzung dieses deutschlandweit einmaligen Projekts und benötigen politische Unterstützung in Form einer Anschubfinanzierung für die Realisierung des Projekts, sowie Unterstützung einzelner Projekte im House of Games.

Ausbau der Förderung

Digitale Spiele werden in der Hauptstadtregion innerhalb des Förderprogramms „Innovative Audiovisuelle Inhalte“ beim Medienboard Berlin-Brandenburg bereits seit 2006 erfolgreich gefördert. Darunter befinden sich viele prämierte und wirtschaftlich erfolgreiche Spiele. Diese Förderung unterstützt jedoch nicht nur reine Games, sondern auch serielle Bewegtbildprojekte sowie Filme, die auf Virtual– und Augmented-Reality-Technologien basieren. Daher fällt die reine Games-Förderung im Vergleich zu anderen Standorten zurück und zur Filmförderung sind die Summen immer noch marginal. Wir fordern daher die Einführung einer dedizierten Games-Förderung und eine Erhöhung der Gesamtfördersumme, die spezifisch für Games zur Verfügung gestellt wird. Um eine Leitfunktion in der Spieleförderung einzunehmen, darf das Förderniveau den Wettstreit mit den in Deutschland führenden Förderinstitutionen in Bayern und Nordrhein-Westfalen nicht scheuen. Eine Erweiterung der Richtlinien sowie des Portfolios förderfähiger Maßnahmen wäre für die nachhaltige Unterstützung von insbesondere kleinen und mittleren Entwicklern ebenfalls notwendig. Die Förderung von Konzepten, Prototypen und künstlerischen Projekten sollte mit einer Förderquote von bis zu 80 Prozent möglich sein und per Zuschuss erfolgen. Künstlerisch ausgerichtete Projekte sollten als Bestandteil des Förderportfolios nicht nur einen Ausnahmeplatz einnehmen. Weitere förderfähige Maßnahmen sollten die Förderung des Vertriebs (Marketing- und Veröffentlichungskosten), von Investitionsgütern, Beratungsdienstleistungen (Recht, Steuern, Monetarisierung), Qualifizierungsmaßnahmen sowie Messe- und Konferenzteilnahmen (Reisekosten, Gebühren) beinhalten, um die Professionalisierung und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Entwicklerlandschaft nachhaltig zu unterstützen. Die  im Sommer 2022 erfolgte EU-Notifizierung der dedizierten Games-Richtlinie, muss zeitnah implementiert werden, da sie  für die Zukunfts- und Anschlussfähigkeit zur Bundesförderung elementar ist.  Zudem sollte die erfolgreiche Standortförderung des Medienboards für die regionale Games-Branche fortgeführt und gestärkt werden, durch welche Veranstaltungen wie die gamesweekberlin mit all ihren Events, alternierend der DCP oder Netzwerkveranstaltungen des medianet berlinbrandenburg e.V. sowie Nachwuchsförderprojekte gefördert werden.

 

Die Förderprogramme der Investitionsbanken (IBB und ILB) sind nach wie vor nicht passend für Games-Unternehmen. Deren Innovationsbegriff muss auf nichttechnologische Innovationen erweitert und der Pool von Mentoren und Coaches aus der Games-Branche ausgeweitet werden.

Besondere Aufmerksamkeit muss der Unterstützung von Gründern gelten. Viele Gründer-Stipendien richten sich nur an Absolventen staatlicher Hochschulen oder sind direkt an Hochschulen gebunden (EXIST, Berlin Startup Stipendium). Die Mehrheit der Gründungsinteressierten sind Absolventen der vielen privaten Hochschulen und Ausbildungsstätten sowie langjährige, erfahrene Mitarbeiter von etablierten Games-Unternehmen oder Quereinsteiger aus anderen Branchen. Für diese wichtigen und qualifizierten Fachkräfte existiert jedoch keine Unterstützung. Sie müssen durch spezifische Workshops und eine passgenaue Gründerberatung gefördert werden. Die Hauptstadtregion könnte ein wahrer Magnet für Start-ups in der Games-Branche werden, wenn sie unabhängige Stipendien und Programme bei den Landesbanken für diese Zielgruppen anbieten würde.

Ausbau und Stärkung von medianet GAMES

Das Ökosystem der Berlin-Brandenburger Games-Branche ist breit, vielfältig und international aufgestellt. Hier gibt es die meisten Unternehmen im bundesweiten Vergleich, viele Dienstleister sowie ein breit gefächertes Angebot an Hochschulen, Bildungs- und Forschungsstätten, Institutionen, Kollektiven und Initiativen. Die Vernetzung aller Akteure ist eine besonders wichtige Aufgabe. Der Verein medianet berlinbrandenburg, der seit 2013 in seinem Programm „medianet GAMES“ Netzwerk-Aktivitäten der regionalen Games-Branche mit seinen unterschiedlichen brancheninternen Vernetzungsformaten betreibt, leistet eine hervorragende und wichtige Arbeit. Es bietet als Teil des übergeordneten medianet berlinbrandenburg e.V. auch Möglichkeiten zum regionalen Austausch mit anderen Kreativ- und Digitalbranchen und zur internationalen Vernetzung. Diese Standort-Initiativen, wie das gute Beispiel des Projekts „games:net Berlin Europe“, sollten weitergeführt und nachhaltig gesichert werden. Die wichtige Arbeit des medianet berlinbrandenburg e.V. mit seinen Programmen und Veranstaltungen zur Vernetzung und Internationalisierung gilt es zu erhalten, weiterhin zu unterstützen und zu fördern.

Ansprechpersonen

Ata Sergey Nowak
(Torpor Games UG)
Philipp Schellbach
(YAGER Development GmbH)

Games-Unternehmen in Berlin-Brandenburg

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