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  SAE Institute

SAE Institute: Diversität in der Games-Ausbildung

Interview mit Pierre Degardin, People and Culture Manager SAE Institute Germany

Das SAE Institute ist in über 20 Ländern vertreten. Dabei studieren an euren Campus Menschen zahlreicherer unterschiedlicher Nationen zusammen. Welche Rolle spielt Diversität heute im Bereich der Bildung?

Die Herkunft unserer Studierenden und Lehrenden ist selbstverständlich nur ein Teilaspekt der Diversität an unseren Standorten. Die Vielfalt aller Menschen innerhalb der SAE Family muss anerkannt und gefördert werden, unabhängig von Geschlecht, Alter, geografischer, sozialer und kultureller Herkunft. Als internationale Marke wird uns die Chance, dies umzusetzen, in die Wiege gelegt: Unsere Rahmenlehrpläne werden durch internationale Teams kooperativ entwickelt und es besteht eine sehr starke Vernetzung unserer Mitarbeiter:innen und Studierenden in der DACH-Region.

Im Bereich Bildung und im Rahmen des Wandels unserer Gesellschaft hin zur Wissensgesellschaft ist es unabdingbar, sich mit der Förderung von Vielfalt und vor allem der Gleichstellung zu befassen. Diversität in der Bildung führt unausweichlich zu einer individuellen Auseinandersetzung mit kulturellen Aspekten, Meinungen, Ideen und Weltbildern. Dies fördert die eigene Interpretation von und das Verständnis sowie das Interesse für neue Themenbereiche positiv.

Diversität hat in den vergangenen Jahren mehr denn je an Bedeutung für unsere Arbeit gewonnen. Wer Diversität nicht lebt und vor allem nicht proaktiv damit umgeht, grenzt eine große Zahl an Menschen aus, die ebenso Teil unserer Community an den SAE Standorten sein könnte.

Spielt das Thema Diversität auch in euren Studiengängen eine Rolle und wenn ja, welche?

Diversität zeigt sich bei unseren Studiengängen nicht nur bei der Vielfalt unserer Studierenden, sondern auch bei der Auswahl unserer Vortragenden. Für uns war und ist die Mischung von vielfältigen Ansichten das Erfolgsrezept. Wenn man bei einem Thema nur die Ansichten einer einzelnen Person hört, bleibt viel Wissen auf der Strecke. Deshalb gibt es bei uns eine Vielzahl von Personen, die ihre Erfahrungen und Eindrücke an unsere Studierenden weitergeben. Mit der Weiterentwicklung unseres Lehrkonzepts während der Pandemie sind wir nun sogar in der Lage, jedes Themengebiet von zwei unterschiedlichen Vortragenden anzubieten.

Die Medienbranche hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie eng mit der Kulturbranche verflochten ist, wodurch aktuelle gesellschaftliche Themen auch schnell ihren Weg in unsere Lehrpläne finden.

Welche Verantwortung übernehmt ihr als Bildungseinrichtung für das Thema Diversität?

Wir sind der Meinung, dass Vielfalt – in allen Formen – das mächtigste Werkzeug ist, um Bildung, Kunst, Technologie, Wirtschaft und vor allem unsere Gesellschaft voranzubringen. Wir haben uns als klares Ziel gesetzt, unsere SAE Family als eine noch offenere Gemeinschaft, bei der kein Platz für Ausgrenzung und Diskriminierung ist, zu leben. Dies ist mit zahlreichen Projekten und Maßnahmen verbunden, mit denen wir unseren Beitrag verantwortungsvoll leisten können. Dazu gehört auch eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber Diskriminierung.

Unsere Standorte nehmen seit Jahren am Girls‘ Day teil und als Partnerorganisation der Initiative Klischeefrei machen wir uns für eine Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees stark. Darüber hinaus wollen wir Vielfalt als Arbeitgeber vorleben und veranstalten ein monatliches DEIB-Café für Staff, benennen „DEIB-Champions“ sowie DEIB-Beauftragte an den Standorten*, um in allen Bereichen der Förderung der Vielfalt proaktiv zu unterstützen.

Bietet das SAE Institute barrierefreie Studienangebote an und wenn ja, wie sehen diese aus?

Im Grunde sehen wir keine Barrieren bei unserem Studienangebot vor, jedoch können vor allem körperliche Einschränkungen bei unseren Studierenden ein Grund dafür sein, dass es aktuell noch nicht möglich ist, bei uns zu studieren. Die Arbeit mit der Filmkamera erfordert zum Beispiel gewisse körperliche Fähigkeiten, die Arbeit im Tonstudio setzt ein gewisses Gehör voraus und Ähnliches. Natürlich könnten und dürften Studierende mit entsprechenden Beeinträchtigungen bei uns trotzdem studieren, wir würden ihnen aber die Problemfelder aufzeigen und in bestimmten Fällen aus Fairness-Gründen auch davon abraten.

Mittelfristig sehen wir hier vor allem durch den beeindruckenden medien- und medizintechnologischen Fortschritt deutlich mehr Chancen der Teilnahme.

Wie kommt es, dass zu Beginn des Studiums die Verteilung der Geschlechter in den Games-spezifischen Studiengängen fast gleich ist, aber in der Games-Branche noch immer deutlich weniger Frauen als Männer arbeiten?

Wir sehen hier eine positive Entwicklung in der Games-Branche. Vor einigen Jahren war die Verteilung der Geschlechter auch in unseren Studiengängen noch anders. Wir haben sicherlich dazu beigetragen, allen Interessierten einen Weg in die Games-Branche zu eröffnen. In den kommenden Jahren wird sich der Prozentsatz der Frauen in der Games-Branche noch deutlich nach oben entwickeln und wir werden versuchen, diese Entwicklung entsprechend zu unterstützen.

Erfreulicherweise haben auch viele Unternehmen aus der deutschen Games-Industrie den Mehrwert von diversen Teams erkannt. Arbeitgeber – uns eingeschlossen – müssen sich stärker um das Thema der Inklusion kümmern, indem sie die aktive Teilnahme fördern und nicht nur den lauten – i. d. R. männlichen – Stimmen eine Bühne bieten.

Wie kann erreicht werden, dass mehr Frauen den Weg vom Studium in die Games-Branche finden?

Der erste Schritt ist sicher, dass in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden muss. Stereotype Berufsbilder begleiten uns noch viel zu häufig. Das moderne Arbeitsumfeld der Games-Branche ist da sicher schon einen Schritt weiter, der große Teil der Gesellschaft muss dies ebenso noch lernen und akzeptieren.

Wenn man heute mit Eltern spricht, die überlegen, ihre Tochter bei SAE studieren zu lassen, merkt man den Generationsunterschied manchmal noch sehr stark. Hier ist also auch unsererseits weiterhin viel Aufklärungsarbeit nötig und wir müssen auch konstant weiter daran arbeiten, den jungen Frauen und Mädchen zu erzählen, dass es uns gibt und dass da draußen ganz spannende Arbeitsfelder auf sie warten. Hierbei ist die gesamte Branche gefordert, Erfolgs-Storys zu teilen. Nur wenn die Held:nnen der deutschen Games-Branche sichtbar werden, können sie auch als Vorbilder für die nächste Generation auftreten.

Der wachsende Anteil an jungen und inspirierenden Teilnehmer:innen im öffentlichen Leben, sei es im Bereich eSports, Streaming, Musikindustrie oder Politik lassen darauf hoffen, dass die gedankliche Wende in der Gesellschaft doch schneller kommt, als man zu befürchten vermag.

* DEIB – Diversity, Equality, Inclusion und Belonging