Lea Sophia Hepp
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Esport

Es ist ein packendes Match. Seit einer Stunde stehen sich die zwei besten Teams der Welt gegenüber, es spielen fünf gegen fünf. Bis zu 400 Mal bedienen die Spielenden ihre Eingabegeräte pro Minute, um den perfekten Zug zu schaffen. Es herrscht höchste Konzentration und Anspannung und dann – ein Double Kill. Die Stimme des Kommentators überschlägt sich, die Zuschauer hält es nicht mehr auf ihren Sitzen, das Stadion bebt. Was die Menge hier derart begeistert, ist ein Finale. Und zwar eins zwischen den weltbesten Esportlern.

ESL One Cologne 2017
Foto: ESL | Helena Kristiansson

Esport: Das ist der Wettkampf der digitalen Generation. Innerhalb weniger Jahre hat sich dieser von einem Nischen- zu einem Massenphänomen entwickelt. War er Ende der 1990er Jahre noch vorwiegend Spielerinnen und Spielern bekannt, werden die Wettkämpfe heute von einem Millionenpublikum per Livestream, im TV und in ausverkauften Stadien verfolgt. Die Preisgelder, um die auf internationalen Meisterschaften gespielt wird, erreichen teilweise achtstellige Beträge. Die Esportlerinnen und Esportler genießen vielerorts einen Status, der sonst nur Film- oder Popstars vorbehalten ist. Doch was genau ist Esport? Was zeichnet ihn aus?

Wer sich intensiv mit Esport beschäftigt, beschäftigt sich nicht nur mit Teams, Ligen und Plattformen, sondern vor allem mit einem: Kultur!“
– Toan Nguyen, Executive Director und Partner bei Jung von Matt/SPORTS

Der Begriff Esport (unter anderem auch E-Sport, eSports oder e-Sport geschrieben) bezeichnet den professionellen Wettkampf in Computer- und Videospielen. Wie bei klassischen Sportarten geht es auch beim Esport um den Wettkampf beziehungsweise das Messen mit anderen in einer Disziplin. Einer professionellen Esport-Karriere gehen dabei mehrere Jahre hartes und ausdauerndes Training voraus – von den Profispielerinnen und -spielern werden enorme körperliche und psychische Leistungen verlangt.

Die Basis von Esport bilden Computer- und Videospiele, die wettkampfmäßig als Einzeldisziplin oder in Teams gespielt werden können. Esport verkörpert damit die Kernelemente von Computer und Videospielen und macht wesentliche Bestandteile der Games-Kultur erfahrbar: Es geht beim digitalen Wettkampf um das soziale Moment, darum, miteinander zu spielen, sich als Team abzustimmen und zusammenzuarbeiten. Dabei ist Esport ebenso international aufgestellt, wie Computer- und Videospiele es sind. Es kann zu jedem Zeitpunkt mit Menschen auf der ganzen Welt gespielt werden. Esport-Teams bestehen aus Spielerinnen und Spielern aus allen Teilen der Erde und Turniere werden überall auf der Welt ausgetragen und verfolgt.

League of Legends 2015 World Championship Finals in der Mercedes-Benz Arena, Berlin
© Riot Games

Zu den wichtigsten Titeln zählen Games wie League of Legends (Riot Games), Dota 2 (Valve), Counter-Strike: Global Offensive (Valve), Tom Clancy’s Rainbow Six: Siege (Ubisoft), Overwatch (Blizzard) oder die FIFA-Reihe (Electronic Arts). Rund um solche Echtzeit-Strategiespiele, Taktik-Shooter und Sportsimulationen haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Ligen und Turniere etabliert, in denen Esportlerinnen und Esportler auf nationaler und internationaler Ebene gegeneinander antreten. Events wie die League of Legends Worlds, die ESL One oder The International füllen dabei ganze Stadien.
Immer häufiger übertragen auch klassische TV-Sender wie ProSieben MAXX oder SPORT1 die großen Events im Fernsehen. SPORT1 hat im Januar 2019 hierfür sogar den ersten Esport-Sender im deutschsprachigen Raum gestartet: eSPORTS1. Auch über Online-Streaming-Plattformen wie Twitch oder YouTube, die sich auf entsprechende Übertragungen spezialisiert haben und fester Bestandteil des Esport-Ökosystems sind, verfolgen Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Turniere und Ligen.
Insgesamt schalten in Deutschland knapp 12 Millionen Menschen bei Esport-Events ein. Was seinen Anfang in den 1970er Jahren mit dem Spiel Pong, Wettkämpfen an Arcade-Automaten und LAN-Partys nahm, kennt demnach heute knapp jeder zweite Deutsche. Sich über Partien und Teams auszutauschen oder die neusten Spielstrategien zu analysieren, ist heute so selbstverständlich wie ein Gespräch über Fußball oder Basketball.

„Der Esport-Boom ist ungebrochen. Die Corona-Pandemie hat zuletzt sogar noch für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt.“

Hans Christian Dürr, Riot Games

Esport hat sich demnach in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und professionalisiert. Aus den vormals privat organisierten Treffen von Spielerinnen und Spielern über Foren und Communitys hat sich im Laufe der Jahre sowohl eine Profiszene mit einem weltweiten Milliardenmarkt entwickelt als auch eine professionell organisierte Amateur-Ebene. Es gibt heute zahlreiche ehrenamtliche Vereine sowie Hochschulgruppen, in denen sich Esport-begeisterte Hobby-Spielerinnen und -Spieler lokal und regional organisieren. In den Gruppen gibt es die Möglichkeit zum Austausch und gemeinsamen Training. Die Vereine und Gruppen bilden die Basis für die Stärkung der lokalen Amateur-Liga und die Nachwuchsförderung – und damit für die deutschen Esportlerinnen und Esportlern von morgen.

Für die Entwicklung des Esports in Deutschland müssen aber auch darüber hinaus die passenden Rahmenbedingungen geschaffen

werden. Einige wichtige Themen wurden hierbei bereits angegangen, allen voran die vereinfachte Visa Vergabe an Esport-Profis aus Drittstaaten.

Andere Rahmenbedingungen müssen dagegen noch dringend verbessert werden: Vor allem die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von lokalen Esport Vereinen ist wichtig, damit sich die Amateur-Ebene und damit das Fundament für kommende Top-Spielerinnen und -Spieler gut entwickeln kann. Aber auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen seitens der Kommunen und Länder ist geboten, wenn auch Städte in Deutschland von den positiven wirtschaftlichen Effekten großer internationaler Esport-Turniere profitieren sollen.

Weitere Einblicke in den deutschen Esport Sektor können im Fokus Esport nachgelesen werden.

Das vollständige Positionspapier von game · esports: Deutschland zum besten Esport-Standort machen.

esports player foundation

Den Esportlerinnen und Esportlern während und auch nach ihrer Karriere zur Seite stehen – das ist die Kernaufgabe der im Jahr 2019 gegründeten esports player foundation. Unter dem Leitmotiv „enable talents to live their dreams and serve as rolemodels“ unterstützt die epf junge ambitionierte Talente. Im Jahr 2021 konnte die Not-for-Profit-Institution bereits 80 Spielerinnen und Spieler unterstützen mit dem Vorsatz, diese als positive Vorbilder für eine Millionen Zielgruppe zu positionieren. Neben der Bereitstellung eines Coaches, der die Spielerinnen und Spieler im Optimalfall die gesamte Karriere begleitet, bekommen die Esportlerinnen und Esportler professionelle Hilfe in Themen wie körperliche und mentale Gesundheit, Hardwaresupport, Medien und Interviewtrainings sowie Unterstützung bei alltäglichen Dingen wie Finanzen und Steuern. So werden die Spielerinnen und Spieler auf den Alltag in Top Teams, aber auch auf eine Karriere nach der Karriere vorbereitet.