Interview zum Start von „Hier spielt Vielfalt“

Interview zum Start von „Hier spielt Vielfalt“

Die deutsche Games-Branche setzt mit ihrer Initiative „Hier spielt Vielfalt“ ein klares Zeichen für mehr Diversität. Im Mittelpunkt steht eine gemeinsame Erklärung der Games-Branche, die die besonders große Vielfalt der Games-Kultur betont. Gleichzeitig wird das gemeinsame Ziel einer offenen Gesellschaft ohne jegliche Diskriminierung sowie einer von Wertschätzung und Anerkennung getragenen Games-Kultur unterstrichen. Linda Kruse, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des game, und Felix Falk, game-Geschäftsführer, über die Kampagne.
 
1) Gab es einen besonderen Auslöser für die Initiative? Was ist der Hintergrund?
 
Linda Kruse: Es gibt keinen direkten Anlass für „Hier spielt Vielfalt“. Vielmehr spielt das Thema Diversity und die Frage, wie man sie besser unterstützen kann, schon seit vielen Jahren bei uns in der deutschen Games-Branche eine große Rolle. Hier geht es um eine auch öffentlich deutliche Positionierung und Verstärkung für ein Thema, das wir als Branche besonders wichtig finden. In den vergangenen Monaten haben wir in unserer Mitgliedschaft immer wieder darüber diskutiert, wie wir eine noch bessere Sichtbarkeit für Diversität und ihre Relevanz erreichen können. Die Initiative ist also das Ergebnis einer Diskussion unter unseren Mitgliedern und wir hoffen, dass sich ihr möglichst viele anschließen. Angesichts des aktuellen gesellschaftlichen Klimas gibt es aber keinen besseren Zeitpunkt für den Start und das damit verbundene Zeichen als jetzt.
 
2) Es gibt bereits zahlreiche Erstunterzeichnenden, weitere Unternehmen und Personen kommen sicherlich hinzu. Was sind die Ziele?
 
Felix Falk: Wir wollen auf die große Bedeutung des Themas für uns als Games-Branche, aber auch für die gesamte Gesellschaft aufmerksam machen und hierbei auch ein klares Zeichen setzen: Wir alle zusammen stehen für eine offene Gesellschaft, die jede und jeden unabhängig von seiner oder ihrer Herkunft, Lebensweise oder körperlichen Einschränkung akzeptiert. Bisher gab es schon viele einzelne Aktionen innerhalb der Games-Branche und unzählige Unternehmen engagieren sich bereits ganz konkret. Die Initiative „Hier spielt Vielfalt“ ist nun ein übergreifendes und gemeinsames Projekt der gesamten Branche, um dieses starke Engagement noch sichtbarer zu machen und auch ein gesellschaftliches Zeichen zu setzen.
 
Linda Kruse: Die Gesellschaft, aber auch wir als Games-Branche profitieren ganz konkret von Diversität. Beispielsweise spielt das Thema vor dem Hintergrund der Games-Förderung eine wichtige Rolle: Viele neue Spiele-Entwicklungen werden jetzt und in den kommenden Jahren in Deutschland gestartet. Diese Spiele werden auch kulturell zur Prägung der kommenden Generation beitragen. Der Fachkräftebedarf wird weiter steigen. Das ist unsere Chance als Games-Branche, zu zeigen, dass wir diverse Teams leben, wollen und auch brauchen.
 
3) Die gemeinsame Erklärung ist der Startpunkte – wie geht es mit der Initiative jetzt weiter?
 
Linda Kruse: Zunächst hoffen wir auf möglichst viele Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Je mehr Unternehmen und Personen sich der Erklärung anschließen, desto deutlicher ist das Signal. Klar ist aber auch, dass unser Engagement als Games-Branche weiter gehen wird. Darum freuen wir uns über Informationen zu neuen Events und Initiativen zum Thema Diversity. Daher ist auch jeder aufgefordert: Macht mit!
 
Felix Falk: Auch wir als game werden noch mehr zum Thema Vielfalt machen: Wir planen für 2020 mehrere Projekte und Kooperationen in diesem Bereich und wollen auch bei unseren eigenen Events wie der gamescom und der devcom Themen rund um Diversität noch mehr Platz geben.
 
4) Zum Start von „Hier spielt Vielfalt“ hat der game einen Diversity-Guide veröffentlicht – an wen richtet sich dieser und was soll er leisten?
 
Felix Falk: Mit dem Guide wollen wir allen Unternehmen, die sich für das Thema interessieren, Tipps und Hilfestellungen geben, wie sie selbst mehr für Vielfalt tun können. Der Guide enthält daher zum Beispiel Praxisbeiträge von Bethesda, Daedelic, EA, Microsoft, dem SAE Institute und Wooga zu den unterschiedlichsten Diversity-Themen. Außerdem geben wir rechtliche Tipps sowie Hinweise zu diskriminierungsfreien Stellenausschreibungen oder zu der Frage, wie Stereotype verhindert werden können. Die USK hat den Entwurf einer Netiquette für die eigene Community beigesteuert, die gerade auch neuen Studios helfen kann, die so etwas noch nicht haben. Der Guide ist also ein Angebot, um zu prüfen, ob man bereits alles tut oder neue Ideen für noch mehr Vielfalt im eigenen Unternehmen oder in der Community finden kann.



Martin Puppe
+49 30 240 87 79 20