Was sind Games? Lara Croft im PC- und Konsolen-Spiel „Rise of the Tomb Raider“ (Square Enix) Rund 6 von 10 Deutschen spielen Games, erkunden neue Welten und durchleben großartige Geschichten. Computer- und Videospiele haben sich fest im Kanon der Medien etabliert. Sie eröffnen Einblicke in andere Kulturkreise und reflektieren gesellschaftliche Entwicklungen. Als „offene Kunstwerke“ sind sie die Kunstwerke unserer Zeit. Ihre Einflüsse finden sich überall: von der Pop- über die Hochkultur bis hin zur Digitalisierung unserer Gesellschaft. Ihre Ästhetik hat Einzug in den kulturellen Zeitgeist gehalten; vom zweidimensionalen Pixel bis zum dreidimensionalen Polygon, vom elektronischen MIDI-Sound bis zum orchestralen Soundtrack. Virtuelle Protagonistinnen und Protagonisten wie Super Mario oder Lara Croft sind zu Ikonen geworden, berühmte Spiele-Titel fest in unserem kulturellen Gedächtnis verankert. Games inspirieren die Schaffenden der Kultur- und Kreativbranchen und sie eröffnen den Wegbereitern der Digitalisierung den Zugang zu neuen Werkzeugen und Möglichkeiten. Sie sind sowohl Technologietreiber und Forschungsgegenstand als auch Kunstwerk und Kulturgegenstand. Computer- und Videospiele verbinden in sich alle Medienformen: Sprache, Text, Klang und Bewegtbild verschmelzen mit der Interaktivität und intrinsischen Motivation des Spielerischen zu einer einzigartigen Erfahrung. Diese Einzigartigkeit spiegelt sich auch in einem komplexen Schaffensprozess wider. In die Entwicklung eines Spiels fließen eine Vielzahl kreativer und innovativer Tätigkeiten ein: Vom Schreiben und Geschichtenerzählen, über unterschiedliche Design-Professionen, bis hin zu Programmierung, Produktion und Lokalisation. Offiziell als Kulturgut anerkannt wurden digitale Spiele 2008 vom Deutschen Kulturrat, wenig später folgte per Bundestagsbeschluss die Einrichtung des Deutschen Computerspielpreises, der einmal pro Jahr im Schulterschluss von Branche und Politik vergeben wird. 2010 eröffnete in Berlin mit breiter Unterstützung aus Politik und Wirtschaft das Computerspielemuseum seine Pforten. Damit ist nicht nur eine Pilgerstätte für Spielefans entstanden, sondern ein Ort, der Games einen festen Platz in der Kulturlandschaft einräumt. Mit der Internationalen Computerspielsammlung wird eine der weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen von Computer- und Videospielen entstehen. Das Puzzle-Spiel „Monument Valley“ für iOS, Android und Windows Phone (ustwo Games Ltd) Im Oktober 2012 hat die gemeinsam von Politik und Industrie initiierte Stiftung Digitale Spielekultur in Berlin ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Stiftung ist es, die großen Chancen von Games zu veranschaulichen und in neuen Anwendungsfeldern zu erproben. Sie informiert über kulturell und pädagogisch wertvolle Spiele und unterstützt Maßnahmen zur Verbesserung der Medienkompetenz. Mit Formaten wie „Spielungen“ vor Live-Publikum oder dem „Quartett der Spielekultur“ stößt sie außerdem Diskussion über die kulturelle Bedeutung von Games an. Darüber hinaus haben sich eine Vielzahl von Museen und kulturellen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum in den vergangenen Jahren dem Thema Computer- und Videospiele angenommen. So fand etwa im Filmmuseum in Frankfurt von 2015 bis 2016 die Ausstellung „Film & Games – Ein Wechselspiel“ statt, die Julia Stoschek Collection in Düsseldorf lud 2022 zur Spielekunstausstellung „Worldbuilding – Gaming and Art in the Digital Age“ und im Museum für Gestaltung Zürich warf 2023 die Ausstellung „Game Design Today“ einen Rundumblick auf zeitgenössische Videospielkultur. Im Umkehrschluss können heute auch Museen Teil von Games-Welten werden: 2022 hat etwa eine virtuelle Nachbildung der Londoner Serpentine North Gallery im Online-Spiel „Fortnite“ eröffnet, die Werke des weltbekannten Künstlers KAWS zeigt. Games sind heute vielfältiger denn je. Aufwendige internationale Blockbuster-Produktionen begeistern Millionen von Menschen weltweit. Anstatt wie Filme oder Bücher lineare Geschichten zu erzählen, schaffen sie vielmehr Geschichtenwelten, einen Spiel-Raum der Möglichkeiten, in dem Spielerinnen und Spieler zunehmend ihre eigenen Geschichten selbst erspielen. Anderseits schaffen kleine und unabhängige Spielemacherinnen und -macher Erfahrungen abseits klassischer Genre-Konventionen und erzählen so oft persönliche und emotionale Stoffe auf neuartige Art und Weise. Mobile Games auf Smartphone und Tablet-Computer bieten derweil kurzweiligen Denk- oder Geschicklichkeitsspaß auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause. Mit Esport bilden Games inzwischen auch die Grundlage für professionell ausgetragene Wettkämpfe und Turniere und locken in Deutschland so Millionen Menschen vor die Bildschirme.