Deutschland zum besten Games-Standort machen!

Stand: 01. August 2025

10 Forderungen des game – Verband der deutschen Games-Branche

Als game – Verband der deutschen Games-Branche setzen wir uns für die umfassende Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Games-Branche in Deutschland ein, getreu unserer Mission „Gemeinsam machen wir Deutschland zum Herzen der Games-Welt“. Daraus leiten sich die folgenden 10 Hauptforderungen ab:

1. Games-Standort Deutschland nachhaltig fördern

Games sind Kulturgut, Wirtschaftsfaktor und Garant für digitale Innovationen. Wenn wir hierzulande von den daraus resultierenden Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft profitieren wollen, muss der deutsche Games-Standort den Anschluss an den internationalen Wettbewerb schaffen. Die Games-Strategie des Bundes ist eine wichtige Grundlage für eine positive Weiterentwicklung und die Realisierung der zahlreichen Potenziale. Die Bundesregierung will Deutschland als Leitmarkt für Spieleentwicklung sehen. Um entsprechend ambitioniert international mithalten zu können und deutlich mehr Innovationen, Wachstum und kreative Games made in Germany zu ermöglichen, sind starke und zielgenaue Anstrengungen für bessere Standort-Bedingungen nötig.

Games-Förderung wettbewerbsfähig aufstellen

Die wichtigste Säule für einen erfolgreichen deutschen Games-Standort ist eine international wettbewerbsfähige Games-Förderung, um zu den führenden Standorten weltweit aufschließen zu können. Die Games-Förderung des Bundes hat sich bisher als erfolgreich, gleichzeitig jedoch als nicht planbar erwiesen, da aufgrund fehlender Mittel über lange Zeit Förderantragsstopps nötig wurden. Die Games-Förderung muss daher dringend weiterentwickelt werden. Die von der neuen Bundesregierung geplante Erhöhung der Fördermittel auf 125 Millionen Euro jährlich ab 2026 ist ein wichtiger Schritt für diese Weiterentwicklung. Damit ist die Games-Förderung stärker als bisher am tatsächlichen Bedarf der Games-Branche in Deutschland ausgerichtet und gewinnt die nötige Zeit, um parallel die im Koalitionsvertrag geplante ergänzende steuerliche Games-Förderung umzusetzen. Ein hybrides System aus dem bisherigen Games-Fonds-System und einer zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, wie sie an den weltweit führenden Standorten seit vielen Jahren üblich ist, muss das Ziel sein. Mit einem solchen Fördersystem würden Investitionen, Steuereinnahmen und Wertschöpfung stark angeschoben werden. Die Analyse von Hebeleffekten[1] belegt, dass jeder Euro Games-Förderung 4,80 Euro zusätzliche Investitionen auslösen, 3,40 Euro zusätzliche Steuereinnahmen und Sozialabgaben einbringen und 8,70 Euro Bruttowertschöpfung generieren würde.

Für alle Maßnahmen ist entscheidend, dass diese unbürokratisch, planbar und transparent umgesetzt werden sowie langfristig und bedarfsgerecht angelegt sein müssen. Dies gilt auch für Fördermaßnahmen der Bundesländer, denen eine hohe Bedeutung bei der Stärkung der regionalen Strukturen zukommt. Eine spezifische Förderung für Gründungsteams ergänzt die Förderung von Games-Entwicklungen. Es erscheint daher sinnvoll, das Programm „Press Start“ für Gründerinnen und Gründer evaluiert fortzuführen. Entscheidend ist: Steuergelder müssen verantwortungsvoll investiert werden. Daher gilt es, Effekte, Entwicklungen und positive Hebel für die Volkswirtschaft, die von einer starken Games-Branche ausgehen, regelmäßig in Studien zu evaluieren.

Kampagne für den Games-Standort Deutschland

Deutschland als Produktionsstandort und Games made in Germany brauchen eine gute Sichtbarkeit sowie Vernetzung hierzulande und international. Dafür braucht es ein sichtbares Standortmarketing-Konzept, das für Fachkräfte, Investoren und Ansiedlungen von Unternehmen wirbt. Eine Maßnahme darin ist der Deutsche Computerspielpreis, der gemeinsam mit der Games-Branche auf internationales Top-Niveau weiterentwickelt werden muss.

Infrastrukturen für die Games-Entwicklung

Games-Hubs mit Inkubations- und Accelerator-Programmen sind eine wichtige unternehmerische Heimat für Gründerinnen und Gründer sowie eine Chance für regionale Wirtschaftsstandorte. Sie fördern den Austausch zwischen Games-Unternehmen und die Kooperation mit anderen Branchen, die vom Potenzial der Spiele-Entwicklung profitieren wollen. Für diese wirtschaftlichen und innovatorischen Effekte braucht es insbesondere die Unterstützung von Ländern und Kommunen wie es sie beispielsweise beim House of Games Berlin gibt.

2. Mehr Engagement für Games-Fachkräfte

Der deutschen Games-Branche fehlen hoch spezialisierte, erfahrene Fachkräfte. Da sie in Deutschland nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, muss die Ausbildungssituation verbessert und der Zuzug dieser Fachkräfte aus dem Ausland erleichtert werden. Hier ist unter anderem die Bundesagentur für Arbeit gefragt, um die Berufsbilder der Games-Branche in der Berufsberatung und in der Arbeitsvermittlung zu berücksichtigen. Gleichzeitig bedarf es einer institutionellen Willkommenskultur, die ankommende Fachkräfte positiv und serviceorientiert unterstützt.

3. Games in Wissenschaft, Forschung, Lehre und Ausbildung stärken

Forschung und Lehre rund um Games brauchen dringend die Anerkennung und akademische Entsprechung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin und Verfasstheit oberhalb der Hochschulen im Kanon der etablierten Wissenschaften. Dazu gehören mehr und besser ausgestattete Professuren, Studiengänge und Forschungscluster, die Unterstützung von Bildungs- und Forschungsnetzwerken, einheitliche Akkreditierungsstandards, Promotions- und Habilitationsmöglichkeiten und die Gründung einer Leuchtturm-Institution „Games-Universität“ für besonderes internationales Spitzenniveau von Games-Forschung und -Lehre in Deutschland. Wir unterstützen die Gründung einer Fachgesellschaft für Spielwissenschaften und streben eine enge Zusammenarbeit an.

4. Bildung braucht Games – von der Schule bis ins Alter

Games sind perfekte Unterhaltung, sie können aber auch so viel mehr, in nahezu allen Lebensbereichen. Sie eröffnen neue Zugänge zu Wissen, fördern soziale Interaktion, motivieren und sind niedrigschwellig nutzbar. Ihr pädagogisches Potenzial muss im gesamten Bildungssystem genutzt werden – in Schulen, Berufsschulen, Hochschulen, in der Weiterbildung und für das lebenslange Lernen. Der Einsatz digitaler Spiele in Lernkontexten braucht gezielte Förderung, ebenso wie die Entwicklung didaktisch fundierter Bildungs-Games. Medienkompetenz und digitale Grundbildung – einschließlich Programmierkenntnissen – sind zentrale Zukunftskompetenzen und müssen verbindlich in den Unterricht integriert werden.

5. Jugendschutz: modern, konvergent und international anschlussfähig

Das moderne und international führende deutsche Jugendschutzsystem ermöglicht sicheres Spielen von Kindesbeinen an über alle Generationen hinweg. Einheitliche, moderne und konvergente gesetzliche Jugendschutzvorschriften müssen zur Medienrealität von Kindern und Jugendlichen passen, deren Teilhaberechte ermöglichen und eine internationale Anschlussfähigkeit des Systems gewährleisten. Viele Systeme und technische Lösungen aus der Games-Branche sind für den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt ein Vorbild.

6. Investitionssicherheit geben, Werte schaffen

Games werden immer umfangreicher und das Angebot für Spielerinnen und Spieler zunehmend vielfältiger und größer. Als Games-Branche entwickeln wir zur Refinanzierung der Investitionen innovative Geschäftsmodelle wie In-Game-Käufe, die sich bei den Gamerinnen und Gamern fest etabliert haben, sowie an digitaler Praktikabilität ausrichten. Bei allen Geschäftsmodellen der Games-Branche gilt: Das Vertrauen der Spielerinnen und Spieler wird als maßgeblich erfolgskritisch berücksichtigt. Viele andere Branchen orientieren sich an diesen Innovationen und adaptieren diese. Doch neue digitale Geschäftsmodelle brauchen Freiräume, deshalb muss auch in der digitalen Welt ein fairer Interessenausgleich zwischen Verbraucherrechten und unternehmerischer Freiheit gefunden werden. Die Stärkung der mündigen und souveränen Verbraucherinnen und Verbraucher muss Vorrang haben vor neuer Regulierung.

7. Kulturgut Games bewahren

Ein weltweiter Leuchtturm am deutschen Games-Standort kann die Internationale Computerspielesammlung (ICS) werden. Bei ihrer Eröffnung wäre sie mit mehr als 60.000 Titeln und umfangreicher Hardware von Beginn an die weltgrößte Sammlung von Computerspielen – hier in Deutschland. Allerdings ist dieser große Kulturschatz bislang verteilt auf unterschiedliche Orte und öffentlich nicht nutzbar. Zusammengeführt an einem Ort könnte das Kulturgut Games geschützt, der Forschung zugänglich gemacht und ein einmaliger Ort für die Erprobung von digitalem Kulturgutschutz werden. Die Internationale Computerspielesammlung könnte auch bei der besonderen Herausforderung der Bewahrung des dynamischen Kulturguts Games eine weltweit führende Rolle einnehmen. Für diesen öffentlichen Ort ist eine institutionelle Förderung durch den Bund in Partnerschaft mit dem Land Berlin nötig.

8. Digitale Infrastruktur für alle

Für eine erfolgreiche Games-Entwicklung, international anschlussfähiges Cloud-Gaming und ein Lag-freies Spielerlebnis für Millionen Spielerinnen und Spieler muss der Games-Standort Deutschland flächendeckend gigabitfähig sein. Das gilt für leistungsfähige breitbandige Internetanbindungen und ein starkes 5G-Netz: Deutschland muss schnell auf allen Verbreitungswegen aufholen und eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur für alle unter Beibehaltung der Netzneutralität zugänglich machen. Nur dann können Games ihre besondere Innovationskraft auch in Deutschland voll ausspielen.

9. Keine Chance für Hate, Trollerei und Piraterie: Auch Sicherheitsbehörden digital fit machen

Als Games-Branche setzen wir uns tagtäglich für Vielfalt und Toleranz ein. Entschieden müssen alle Akteurinnen und Akteure gemeinsam Hatespeech und verrohendem sowie teilweise rechtswidrigem Verhalten in unserer Gesellschaft gerade auch im digitalen Raum entgegentreten. Für flexible und zielorientierte Lösungen müssen dafür die digitalen Kompetenzen der Behörden ausgebaut werden.

10. Die Chancen von E-Sport nutzen: Talente, Turniere und Gemeinnützigkeit

Deutschland sollte zu den wichtigsten Standorten für E‑Sport gehören. Angesichts der hohen gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Relevanz von E‑Sport müssen die Rahmenbedingungen dafür bestmöglich ausgestaltet werden. Insbesondere gilt es, die wertvolle Arbeit der Vereine mit E‑Sport-Angebot zu fördern und nicht weiter zu benachteiligen. Sie müssen daher in der Abgabenordnung als gemeinnützig anerkannt werden. Ob E‑Sport Sport ist oder nicht, ist dabei nicht entscheidend. Wie bei anderen Großevents auch, profitieren Kommunen und die lokale Wirtschaft, wenn E‑Sport-Turniere in den Städten stattfinden. Daher sollten sich mehr lokale Wirtschaftsförderungen aktiv um die Austragung von E‑Sport-Veranstaltungen bewerben und diese unterstützen. E‑Sport lebt von den Talenten, die auf Weltklasse-Niveau spielen, so eine hohe Bekanntheit erlangen und damit zu Botschafterinnen und Botschaftern der Werte des E‑Sport und ihrer Heimat werden. Deutschland muss daher daran gelegen sein, bestmögliche Bedingungen zu schaffen und zielgerichtet E‑Sport-Talente zu unterstützen, um auch im E‑Sport einen Spitzenrang einzunehmen und die Bundesrepublik als attraktiven E‑Sport-Standort zu präsentieren. Das gilt vor dem Hintergrund der Olympischen E‑Sport-Spiele mehr denn je.

 

Hier gibt es die 10 Forderungen der Games-Branche als PDF:

Quelle: Volkswirtschaftliche Bedeutung der Games-Branche in Deutschland und Hebeleffekte einer steuerlichen Games-Förderung, https://www.game.de/publikationen/volkswirtschaftliche-bedeutung-der-games-branche-in-deutschland-und-hebeleffekte-einer-steuerlichen-games-foerderung/



Maren Raabe
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