Vorschlag eines Deutschen Games-Fonds

Vorgelegt im April 2018
In der Zwischenzeit wurde die Computerspielförderung des Bundes gestartet. Aktuelle Informationen stehen auf „Games-Förderung“.
 

 
Computer- und Videospiele sind eine der innovativsten kulturellen Ausdrucksformen und als Kulturgut anerkannt. Ihre Technologien und Mechanismen finden heute weit über den Kultur- und Unterhaltungssektor hinaus Anwendung, von der Automobilindustrie bis zum Gesundheitswesen. Im Vergleich zu Ländern wie Kanada, Großbritannien oder Frankreich, die umfangreiche, nachhaltige und erfolgreiche Games-Fördersysteme aufgebaut haben, ist Deutschland als Standort für Games-Entwicklung ohne entsprechende Strukturen auf Bundesebene bislang nicht international wettbewerbsfähig. Zuletzt fiel der Marktanteil von Computer- und Videospielen von deutschen Unternehmen auf unter sechs Prozent Prozent auf dem heimischen Markt.

Deutschland braucht den Deutschen Games Fonds

Deutschland braucht daher eine Förderung für Games. Nur so können gleiche Ausgangsbedingungen im europäischen Wettbewerb gewährleistet und die Potentiale der deutschen Games-Branche noch stärker genutzt werden. Mit einer Förderung durch den Bund werden weitere digitale Innovationen, neue Arbeitsplätze und kulturelle Impulse ermöglicht. Ohne Förderung verliert der Games-Standort Deutschland allerdings den Anschluss an die Weltspitze.
Wir haben ein Modell für den „Deutschen Games-Fonds“ entwickelt, mit dem wir auf die im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD angekündigte Einführung einer Games-Förderung auf Bundesebene reagieren. Kern des Vorschlags ist ein Fonds in Höhe von zunächst 50 Millionen Euro jährlich, dessen Zuschüsse einfach, transparent und planbar nach einem festen Mechanismus vergeben werden sollen. Der Fonds soll die Entwicklung von Prototypen und Produktionen kleiner, mittlerer und großer Entwicklungsstudios gleichermaßen unterstützen.

Der Fonds soll systematisch und spezifisch Spiele-Entwicklungen in Deutschland fördern und die derzeitigen Wettbewerbsnachteile gegenüber Standorten wie Großbritannien, Frankreich und Kanada abbauen. Er bildet die Grundlage, Deutschland zu einem international starken und innovativen Standort für die Spieleentwicklung zu machen.

Mit der Einführung des Fonds erwarten wir starke Hebeleffekte. So werden durch die Games-Förderung in Frankreich für jeden Förder-Euro zusätzliche 1,80 Euro an Steuern sowie weitere 8 Euro an Investitionen generiert. Für das Modell des „Deutschen Games-Fonds“ in Höhe von 50 Millionen Euro würde dies ein erhöhtes Steueraufkommen von 90 Millionen Euro sowie zusätzliche Investitionen in Höhe von 400 Millionen Euro bedeuten. Positive Standort-Entwicklungen durch Ausbau und Ansiedlung von Entwicklungsstudios werden nach Einführung des Fonds zu einem höheren Bedarf an Fördermitteln führen. Mit rund fünf bis zehn Millionen Euro pro Jahr zusätzlich muss für die kommenden fünf Jahre gerechnet werden.

Drei Säulen für ein starkes Fördersystem

Der „Deutsche Games-Fonds“ würde als dritte Säule eine entscheidende Lücke im deutschen Fördersystem schließen. 
Die erste Säule besteht aus Einzelförderungen und Prämierungen. Der Deutsche Computerspielpreis (DCP), muss mit den anderen Kultur- und Medienpreisen der Bundesregierung gleichgestellt werden. Die Preisträger des DCP zahlen derzeit anteilig ihr eigenes Preisgeld. Wir werden uns als Branche weiter stark für den DCP engagieren aber diese Ungleichbehandlung muss beendet werden. Zudem ist ein Ausbau der Prototypen- und Projektförderung der Länder sowie die Öffnung bestehender Investitions- und Förderprogramme auch für Games-Unternehmen nötig.  
Die ideelle Förderung ist die zweite Säule. Im Mittelpunkt stehen hierbei die bessere Vernetzung, Beratung und Sichtbarkeit insbesondere von kleinen Unternehmen und Startups der deutschen Games-Branche. Bestehende Angebote wie die Unterstützung bei Auslands-Messen müssen ausgebaut und um branchenspezifische Aspekte ergänzt werden.
 



Maren Raabe
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