21.04.2016 Was sind digitale Spiele? Das Puzzle-Spiel "Monument Valley" für iOS, Android und Windows Phone (ustwo Games Ltd) Fast die Hälfte aller Deutschen spielt Computer- und Videospiele. Sie sind Bestandteil der Alltagskultur, verbindendes Interesse aller Gesellschaftsschichten und Freizeitbeschäftigung mehrerer Generationen. Ihre Ästhetik hat Einzug in den kulturellen Zeitgeist gehalten; vom zweidimensionalen Pixel bis zum dreidimensionalem Polygon, vom elektronischen MIDI-Sound bis zur orchestralen Live-Darbietung bekannter Spiele-Soundtracks. Virtuelle Protagonisten wie Pac-Man, Super Mario oder Lara Croft sind Ikonen der Popkultur, die dazugehörigen Spiele-Titel oftmals bekannter als die Namen großer Hollywood-Filme. Digitale Spiele inspirieren die Schaffenden der Kultur- und Kreativbranchen und sie eröffnen den Wegbereitern der Digitalisierung den Zugang zu neuen Werkzeugen und Möglichkeiten. Sie sind sowohl Technologietreiber und Forschungsgegenstand als auch Kunstwerk und Sammelobjekt. Lara Croft im PC- und Konsolen-Spiel „Rise of the Tomb Raider“ Computer- und Videospiele verbinden in sich alle vorher gegangenen Medienformen. Sprache, Text, Klang und Bewegtbild verschmelzen mit der Interaktivität und intrinsischen Motivation des Spielerischen zu einer einzigartigen Erfahrung. Diese Einzigartigkeit spiegelt sich auch in einem komplexen Schaffensprozess wieder. An der Entwicklung eines Spiels sind Designer und Programmierer ebenso wie Autoren, Schauspieler oder Komponisten betei ligt. Offiziell als Kulturgut anerkannt wurden digitale Spiele 2008 vom Deutschen Kulturrat, wenig später folgte per Bundestagsbeschluss die Einrichtung des Deutschen Computerspielpreises, der einmal pro Jahr im Schulterschluss von Industrie und Politik vergeben wird. 2010 eröffnete in Berlin mit breiter Unterstützung aus Politik und Wirtschaft das erste Computerspielmuseum seine Pforten. Damit ist nicht nur eine Pilgerstätte für Spielefans entstanden, sondern ein Ort, der Games einen festen Platz in der Kulturlandschaft einräumt. Im Oktober 2012 hat außerdem die gemeinsam von Politik und Industrie initiierte Stiftung Digitale Spielekultur in Berlin ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Stiftung ist es, die großen Chancen digitaler Spiele zu nutzen und andererseits die Risiken zu minimieren. Sie trägt zur Entwicklung und Produktion kulturell und pädagogisch wertvoller Spiele in Deutschland bei und unterstützt Maßnahmen zur Verbesserung der Medienkompetenz. Darüber hinaus haben sich eine Vielzahl von Museen und kulturellen Einrichtungen in den letzten Jahren dem Thema Computer- und Videospiele angenommen. So fand etwa im Filmmuseum in Frankfurt die halbjährige Ausstellung „Film & Games – Ein Wechselspiel“ statt, in dessen Rahmen die Stiftung Digitale Spielekultur eine sogenannte „Spielung“ veranstaltete, eine kommentierte Live-Präsentationen eines Spiels, um das Medium den anwesenden Gästen näher zu bringen. Digitale Spiele sind heute vielfältiger denn je. Aufwendige internationale Blockbuster-Produktionen mit filmreifer Inszenierung begeistern Millionen von Menschen weltweit. Anstatt wie Filme oder Bücher lineare Geschichten zu erzählen, erzählen sie vielmehr Geschichtenwelten, einen Spiel-Raum der Möglichkeiten, in dem Spieler zunehmend seine eigene Geschichte selbst erspielt. Anderseits schaffen kleine und unabhängige Spielemacher Erfahrungen abseits klassischer Genre-Konventionen und erzählen so oft persönliche und emotionale Geschichten auf neuartige Art und Weise. Mobile Games auf Smartphone und Tablet bieten derweil kurzweiligen Denk- oder Geschicklichkeitsspaß auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause. Mit eSports sind digitale Spiele inzwischen auch in der Welt des internationalen Sports angekommen und locken in Deutschland bereits ähnlich viele Zuschauer in Stadien und vor Bildschirme wie ein Fußballspiel der Bundesliga.