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eSports

Ausverkaufte Hallen, Millionen Fans, ein stetig wachsendes Ökosystem: eSports hat sich in den vergangenen Jahren zum Massenphänomen entwickelt. Fanden die Wettkämpfe in Computer- und Videospielen anfangs noch bei privaten LAN-Partys statt, werden sie heute in ausverkauften Stadien und von einem Millionenpublikum per Livestream verfolgt. Allein das Finale der jährlich stattfindenden League of Legends World Championship sahen sich 2018 insgesamt rund 100 Millionen Zuschauer über Livestream und vor Ort im Incheon-Munhak-Stadion in Südkorea an. Zur absoluten Spitzenzeit fieberten weltweit rund 44 Millionen eSports-Fans gleichzeitig mit.

Bekanntheit von eSports wächst stark

eSports hat damit den Sprung in den Mainstream geschafft. In Deutschland kennen ihn bereits über zwei Drittel der Bundesbürger. Rund jeder fünfte deutsche Gamer kann sich zudem vorstellen, in Zukunft selbst bei eSports-Events anzutreten. Das entspricht rund neun Millionen Spielern.

eSports hat in den vergangenen Jahren den Sprung in den Mainstream geschafft.

eSports ist damit längst zum Breitensport geworden. Das zeigt auch die wachsende Zahl von eSports-Vereinen und -Hochschulgruppen in Deutschland. Heute gibt es deutschlandweit eSports-Vereinigungen auf lokaler und regionaler Ebene, etwa in Berlin, Leipzig oder Magdeburg. Sie bieten den interessierten Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit zum Austausch sowie zum gemeinsamen Training. Neben der Stärkung des wachsenden Amateur-Bereichs sind die Vereinigungen ein wichtiger Teil der Nachwuchsförderung. Aktuell können sich rund zehn Millionen Gamer in Deutschland vorstellen, sich in einem eSports-Verein zu engagieren.

Gesellschaftlich sind eSports damit bereits von höchster Relevanz. Und auch wirtschaftlich bieten sich hier viele Potenziale. Dem weltweiten eSports-Markt wird bis 2021 ein Umsatz von weit über einer Milliarde US-Dollar vorausgesagt. Deutschland bietet sich hier die Chance, sich als Pfeiler des internationalen eSports zu positionieren: Denn als Heimat und Austragungsort vieler international renommierter Wettkämpfe wie der ESL One-Turniere in Köln und Hamburg, der League of Legends Championship Series oder des PUBG Global Invitational kann Deutschland eine tragende Rolle im eSports-Bereich einnehmen. Zahlreiche deutsche Fußball-, Basketball- oder Eishockeyvereine haben das Potenzial von eSports bereits erkannt und eigene eSports-Teams gegründet. Und auch immer mehr Unternehmen außerhalb der Games- und IT-Branche engagieren sich als eSports-Partner und -Sponsoren, um so auch international neue Zielgruppen zu erschließen. Beispiele hierfür sind neben den deutschen Automobilbauern Mercedes-Benz und Audi auch der Kommunikationsanbieter Vodafone, das Versicherungsunternehmen Wüstenroth oder der Getränkehersteller Coca-Cola. McDonald’s Deutschland gab 2018 zudem bekannt, seine 15-jährige Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu beenden, um sich künftig verstärkt eSports zu widmen.

Jeder Fünfte hat schon einmal ein eSports-Match angeschaut

Was die Übertragung von eSports-Wettkämpfen angeht, finden diese heute längst nicht mehr nur über digitale Kanäle wie You-Tube, Twitch oder Mixer statt. Auch immer mehr Fernsehsender wie der Pay-TV-Sender Sky oder der eigens von Sport1 initiierte eSports-Sender eSPORTS1 übertragen eSports-Partien. In Deutschland haben sich 2019 rund 13 Millionen Menschen eSports-Duelle angesehen. Ein Jahr zuvor waren es noch elf Millionen.

In Deutschland fehlt eSports noch immer die sportpolitische Anerkennung.

Trotz aller positiven Entwicklungen und Prognosen fehlt eSports in Deutschland noch immer die sportpolitische Anerkennung. Zwar profitieren eSports-Athleten aus Drittstaaten seit Herbst 2018 von einem vereinfachten Einreise-Verfahren nach Deutschland, um an Turnieren oder Trainings teilzunehmen. Und auch auf Ebene der Bundesländer gibt es mittlerweile einige Initiativen zur Förderung von eSports, wie in Schleswig-Holstein oder Sachsen-Anhalt. Doch bisher besteht in Deutschland keine Möglichkeit, steuerrechtlich als gemeinnützig anerkannte Sportvereine für eSports zu gründen oder eSports in bestehende gemeinnützige Vereine zu integrieren. Ebenso ist eine Unterstützung nach den Sportförderungsgesetzen auf Landesebene derzeit nicht möglich. Auch die Möglichkeit für Visa mit einer Dauer von über 90 Tagen steht weiter aus, was den Aufbau internationaler Top-Teams in Deutschland stark erschwert. Diese und zahlreiche weitere Einschränkungen verhindern weiter die volle gesellschaftliche und wirtschaftliche Entfaltung von eSports in Deutschland.