Jahresreport der deutschen Games-Branche 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

2020 war ein besonders herausforderndes Jahr – auch für die Games-Branche. Die Corona-Pandemie hat tiefgreifende Spuren hinterlassen. Die hochkomplexe Spiele-Entwicklung musste ins Home Office verlagert werden, Esport-Turniere, die sonst ganze Stadien füllen, mussten ohne Zuschauende stattfinden, und zentrale Events der internationalen Games-Branche fanden entweder ausschließlich online statt – wie die gamescom oder die GDC – oder sind sogar komplett ausgefallen.

Insgesamt wurde der Games-Markt im Vergleich zu den meisten anderen Branchen nicht so hart getroffen. Im Gegenteil: Innerhalb eines Jahres konnte der Umsatz mit Computer- und Videospielen sowie entsprechender Hardware in Deutschland sogar um 32 Prozent wachsen – und das nach dem Rekord aus dem Vorjahr. Die über 8,5 Milliarden Euro stellen einen neuen Top-Wert dar. Und auch das gehört zum Corona-Jahr 2020: Lockdowns und Social Distancing haben Millionen Deutsche an die Gamepads, Smartphones und Co. gebracht, um zu spielen oder einfach mit Familie und Freunden weiterhin Kontakt zu halten. Und so ist wenig erstaunlich, dass auch die Anzahl der Spielerinnen und Spieler stark gewachsen ist. Mittlerweile spielen rund 60 Prozent der Deutschen – ebenfalls ein neuer Top-Wert. Doch nicht nur als Unterhaltungsmedium konnten Games 2020 überzeugen. In Zeiten von Home Schooling – was in Deutschland noch allzu häufig bedeutet, Arbeitsblätter herunterzuladen und auszudrucken – zeigten Serious Games in vielen Haushalten ihre Stärken und waren für zahlreiche Eltern eine wichtige Unterstützung. Und das ist nur eines von vielen Beispielen, die gerade im vergangenen Jahr die großen Potenziale von Games für die unterschiedlichsten Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft deutlich gemacht haben.

Für die Games-Branche in Deutschland war 2020 insgesamt ein wechselvolles Jahr: Einerseits prägten das große Interesse und die wachsenden Umsätze diese Zeit, auch wenn nach wie vor rund 95 Prozent der Umsätze mit Games aus dem Ausland erwirtschaftet werden und daher zum großen Teil noch an deutschen Studios vorbeigehen. Andererseits ging es in der Corona-Pandemie auch um Projektverschiebungen, Unsicherheiten und die Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten. Dass die Games-Branche dennoch sehr positiv in die Zukunft blickt, hat unser erstmals erhobenes game Branchenbarometer gezeigt. Denn trotz vieler Unwägbarkeiten schauen 7 von 10 Games-Unternehmen positiv in die Zukunft, knapp die Hälfte plant sogar Neueinstellungen. Dieser Optimismus wird auch an anderer Stelle sichtbar: So wurden 2020 viele neue Games-Unternehmen gegründet. Ein Plus von rund 50 Prozent bei der Anzahl der Spiele-Studios unterstreicht den optimistischen Blick in die Zukunft. Und dieser Optimismus hat einen guten Grund: Denn nach dem großen Ansturm auf die Games-Förderung in der Pilotphase startete Ende 2020 auch endlich die EU-notifizierte große Förderrichtlinie. Bereits wenige Monate später haben zahlreiche Games-Studios ihre Förderbescheide erhalten – einige darunter über mehr als eine Million Euro. Ein Novum für Deutschland, das im Gegensatz zu vielen anderen Standorten weltweit erst jetzt systematisch die Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Diese starke Nachfrage nach der Games-Förderung zeigt, wie dringend sie nötig war. Für die neue Bundesregierung, die im Herbst 2021 gewählt wird, wird es eine wichtige Aufgabe sein, diesen Weg weiterzugehen, die Rahmenbedingungen für die Spiele-Entwicklung in Deutschland weiter zu verbessern, um die großen Potenziale von Games als Schlüsseltechnologie des Digitalstandortes Deutschland zu heben.

Einen Überblick über alle wichtigen Entwicklungen der Games-Branche in Deutschland fasst dieser Jahresreport zusammen. Ich wünsche eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre.

Felix Falk

Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche