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Esport

Esport ist in aller Munde. In Deutschland kennen über zwei Drittel der Bundesbürger den Wettkampf mit Computer- und Videospielen. Rund 12 Millionen Deutsche haben sich bereits Esport-Übertragungen angesehen. Gesellschaftlich ist Esport in Deutschland also schon von höchster Relevanz. Und auch wirtschaftlich bietet sich hier viel Potenzial.

Nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Newzoo soll der weltweite Esport-Markt bis 2024 auf rund 1,6 Milliarden Euro wachsen. Deutschland bietet sich hier die Chance, sich als Pfeiler des europäischen und internationalen Esports zu positionieren: Denn als Heimat und Austragungsort vieler international renommierter Wettkämpfe wie der ESL One-Turniere in Köln und Hamburg, der League of Legends Championship Series oder des StarLadder Major kann Deutschland eine tragende Rolle im Esport einnehmen.

Doch trotz aller positiven Entwicklungen und Prognosen fehlen dem Esport in Deutschland noch wichtige politische Rahmenbedingungen zur weiteren Stärkung. So fehlt weiterhin die bereits 2018 im Koalitionsvertrag vereinbarte Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Esport-Vereinen. Diese wird vor allem von Vereinen benötigt, deren ehrenamtliches Esport-Angebot sich an Hobby- oder semiprofessionelle Spielerinnen und Spieler richtet. Diese Vereine übernehmen ebenso Verantwortung für ihre Mitglieder und für die Gesellschaft wie alle anderen Vereine auch. Doch im Gegensatz zu ihnen profitieren Esport-Vereine bisher nicht von Steuerbefreiungen, einem geringeren bürokratischen Aufwand oder der Möglichkeit, sich um Projektmittel aus EU- und Bundesförderung zu bewerben.

Darüber hinaus bemühen sich Kommunen noch viel zu selten um die Austragung internationaler Esport-Turniere, trotz der positiven Effekte für den Standort, etwa für die örtliche Hotellerie, Gastronomie oder die internationale Bekanntheit der Stadt. So zeigt das Beispiel der Stadt Kattowitz, wie eine enge und erfolgreiche Partnerschaft funktionieren kann: Seit 2014 veranstaltet die Electronic Sports League, kurz ESL, die Intel Extreme Masters in der polnischen Stadt. Seitdem hat sich das Turnier zum weltweit größten Esport-Event mit über 170.000 Besucherinnen und Besuchern entwickelt. Die Stadt Kattowitz stellte dafür innerhalb von fünf Jahren 12,5 Millionen Złoty (etwa 3,38 Millionen US-Dollar) für das zweiwöchige Event bereit, um gemeinsam mit den Ausrichtern für die Zuschauerinnen und Zuschauer beste Bedingungen bieten zu können. Die Esport-Fans wiederum sorgten für zusätzliche Einnahmen der Stadt in Form von Hotelbuchungen, Ausgaben in der Gastronomie und Ähnlichem. Die wirtschaftlichen Hebeleffekte zeigen also, wie sinnvoll ein stärkeres Engagement von Kommunen und Ländern in diesem Bereich ist.

Daneben ist die Förderung von Esport-Talenten in Deutschland bisher noch unterentwickelt. Dagegen könnte die Unterstützung von Initiativen wie der esports player foundation helfen, die junge Esport-Talente auf dem Weg in die Weltspitze auf vielfältige Weise begleitet. Außerdem wäre eine größere Offenheit gegenüber den besonders erfolgreichen Esport-Titeln wie League of Legends oder Counter-Strike wünschenswert.

Zu begrüßen ist, dass das Auswärtige Amt im August 2018 die Einreisebestimmungen für Esportlerinnen und Esportler aus Nicht-EU-Ländern erleichtert hat und sie so leichter Zugang als Profispielerinnen und -spieler zu Deutschland haben. Ebenso ist es ein tolles Zeichen, dass das Land Schleswig-Holstein die Einrichtung kommunaler Esport-Häuser sowie eines Landeszentrums für Esport unterstützt hat oder dass in Sachsen-Anhalt eine Förderung für Esport-Vereine existiert und Nordrhein-Westfalen Mitinitiator und Unterstützer der esports player foundation ist. Deutschland kann zu einem der international renommiertesten Standorte von Esport werden. Doch dafür müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.