Gamification im technischen Training

Ein Gastbeitrag von Aljoscha Ledwa, Projektleiter für VR/AR im After Sales Training der Audi AG.

Um seine Mitarbeitenden auf die Herausforderungen der Elektromobilität vorzubereiten, setzt Autobauer Audi auch auf virtuelles Training.

Der e-tron ist die Elektromobilitätspremiere von Audi. Um Werkstätten, Produktionsstraßen und Servicepartner auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, setzen wir als Autobauer auch auf ein virtuelles Trainingsprogramm. Die Servicetechniker üben mithilfe von Virtual-Reality-Brillen und Controllern am Herzstück eines jeden Elektroautos: der Hochvoltbatterie. In dem virtuellen Prozesstraining lernen sie, wie man die Batterie öffnet, einen Schaltkasten tauscht und Batteriemodule wechselt. Das Training ist Teil einer Präsenzweiterbildung nach dem „Train the Trainer“-Prinzip. Wir haben in Ingolstadt rund 160 Trainer ausgebildet. Sie kümmern sich nun um die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Das virtuelle Training ist dabei ein wichtiger Baustein und zwar aus gutem Grund. Wir konnten digitale Schulungen weltweit effizient, schnell und auf hohem Niveau platzieren. Die Tutorials sind außer auf Deutsch und Englisch auch auf Spanisch und Französisch verfügbar. So konnten sich alle beteiligten Werke und Servicepartner auf den Produktionsstart und die Markteinführung des e-tron vorbereiten. Natürlich spielen technisches Risiko und Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Im Virtuellen lässt sich die empfindliche Batterietechnik völlig gefahrlos kennenlernen. Jeder kann die Lerngeschwindigkeit selbst bestimmen. Außerdem setzen wir auf Gamification-Ansätze. Sie steigern die Lernmotivation und helfen dabei, das eigene Wissen zu testen. So testen die Servicetechniker in einem Level des Trainings, ob sie das Gelernte auch ohne Hilfestellungen schaffen und die Reparatur selbstständig durchführen können. Die „Spielerinnen und Spieler“ bekommen für richtige Handgriffe Punkte. Bei den Mitarbeitenden weckt dieser spielerische Ansatz großen Ehrgeiz. Sie können so lange probieren, bis das letzte Level fehlerfrei gelingt. Der Lerneffekt ist entsprechend groß.

Das VR-Training nutzt eine Baukastenlösung. Standard-Interaktionen wie etwa das Greifen von Bauteilen sind hier bereits vorprogrammiert, vorhandene Konstruktionsdaten etwa der Batterie oder Logistikinhalte können in bestehende Umgebungsvorlagen eingespielt werden. Die Erstellung der Virtual-Reality-Trainings erfolgt dann mittels einer Game-Engine, wie sie auch Hersteller von Videospielen einsetzen. Übrigens setzen wir bei Audi nicht nur im technischen Training auf Gaming-Elemente. Schon im vergangenen Jahr entwickelten wir ein virtuelles Autohaus, in dem angehende Verkäufer ihr Talent auf die Probe stellen können. In dem Spiel bewegen sich die Mitarbeitenden als Avatare durch eine 3D-Welt und können mit Kunden, Kollegen und Vorgesetzten interagieren. Es geht vor allem darum, die eigene Kommunikation zu verbessern, neue Wege zum Beispiel für Verkaufsgespräche zu testen. Jede Entscheidung hat direkte Auswirkungen auf die Handlung – wie im realen Leben auch.

Aljoscha Ledwa ist Projektleiter für VR/AR im ­After Sales Training der Audi AG. Er ist dabei maßgeblich an der Entwicklung und Implementierung von Virtual- und Augmented-Reality-Trainings für die weltweite Qualifizierung von Servicemitarbeitern beteiligt.

In virtuellen Trainings lässt sich der ­Umgang mit empfindlicher Batterietechnik risikolos erlernen.

Foto virtuelle Trainings: Audi Mediencenter