Serious Games in der Arbeitswelt EMERGE: Lernen in der virtuellen Notaufnahme Mit dem Serious Game EMERGE üben Medizinstudierende für den hektischen Alltag in der Notaufnahme. Und das so erfolgreich, dass die Anwendung der Simulation an der Universität Göttingen inzwischen eine Pflichtveranstaltung ist. In der Notaufnahme gehört Hektik zum Alltag. Gerade am Abend und am Wochenende kommen neue Patienten im Minutentakt. Manche kommen mit einem harmlosen Schnupfen. Für andere geht es nach einem schweren Unfall oder einem Herzinfarkt um Leben und Tod. In solchen Momenten sind medizinisches Fachwissen und schnelle Entscheidungen gefragt. In der Universitätsmedizin Göttingen werden Studierende mit dem Serious Game EMERGE auf den späteren Klinikalltag vorbereitet. Auch in der virtuellen Notaufnahme warten in den Behandlungszimmern ein halbes Dutzend Patientinnen und Patienten mit ganz unterschiedlichen Diagnosen auf die angehenden Ärzte. Die Studierenden müssen Anamnesen erstellen und über die weitere Behandlung entscheiden. Und das schnell, sonst verschlechtert sich der Zustand der Patienten. Bei Behandlungsfehlern droht sogar der Tod. Wie in der Realität sind die Beschreibungen der Patienten eher „vage“ – „Ich habe Husten“, „Mir fällt das Atmen schwer“, „Ich fühle mich schlapp“. Deshalb müssen die Studierenden zusätzlich Puls, Blutdruck und die Ergebnisse aus dem Labor im Auge behalten. Entwickelt wurde das realitätsnahe Serious Game von den Universitätskliniken in Hamburg und Göttingen und dem Hamburger Gaming-Studio PatientZero Games, vor allem als eine Ergänzung zu klassischen Lehrveranstaltungen. „Unsere Studierenden behandeln im vierten und fünften Studienjahr regelmäßig virtuelle Patienten, deren Erkrankungen sich auf die aktuellen Themen der Präsenzlehre beziehen“, erklärt Prof. Dr. med. Tobias Raupach, Leiter des Bereichs Medizindidaktik und Ausbildungsforschung an der Universitätsklinik Göttingen. Eine Woche lang setzen sich die Studierenden mit Kreislauferkrankungen auseinander. Danach folgen 90-Minuten-Sessions mit virtuellen Patienten mit ähnlichen Krankheitsbildern. So ist die Abstimmung der einzelnen Lehrformate gewährleistet. „Gespielt“ wird immer in Begleitung von erfahrenen Medizinern, um aufkommende Fragen direkt zu beantworten und die getroffene Entscheidung zu reflektieren. Bei den Studierenden kommt dieser Ansatz gut an, und das nicht nur, weil EMERGE eine willkommene und spielerische Abwechslung zum normalen Unialltag ist. In einer Studie testete Raupach den Lernerfolg. Das Ergebnis: Die Studierenden lernten mindestens genauso viel oder sogar teilweise mehr als die Kommilitonen, die sich in Kleingruppen auf eine Prüfung vorbereiteten. Besonders in der Bandbreite der Krankheitsbilder hatte das Serious Game die Nase vorn.